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VERBORGENES IDYLL ZWISCHEN DEN STRASSEN NEUKÖLLNS

Manuela Trinh

2. Jan. 2023

Neukölln – wer hier nur an schmutzige Straßen, graue Fassaden und dem allseits bekannten urbanen Trubel denkt, der verpasst ein kulinarisches Kleinod, das sich im Herzen des Kiezes versteckt. Hinter den schroffen Ecken und dem scheinbaren Chaos offenbart sich ein Ort, der für Genuss und Lebenskunst steht: die ORANGERIE NEUKÖLLN. Mit einer charmanten Mischung aus historischer Eleganz und modernem Esprit lockt dieses Etablissement nicht nur die Kenner:innen der feinen Küche, sondern auch all jene, die ein wenig Avantgarde in ihrer Mittagspause suchen – ein Ort, der das gewisse Etwas und vor allem eine atemberaubende Terrasse besitzt.


Oase mitten im urbanen Grau

Wer einen Spaziergang durch den idyllischen Körnerpark unternimmt, dem wird schnell bewusst: Hinter den vermeintlich grauen Fassaden verbirgt sich hier eine wahre Oase der Ruhe. Der Park, benannt nach dem visionären Unternehmer Franz Körner, der im späten 19. Jahrhundert aus einer ausgehobenen Kiesgrube einen privaten Garten erschuf, ist nicht nur eine Ansammlung alter Bäume und gepflegter Beete. Dieser schöne Flecken Grün ist ein kreativer Neuanfang des einst verrufenen Stadtteils. Mitten in diesem unerwarteten Paradies thront die beeindruckende Orangerie – ein Ort, an dem Geschichte, Kultur und Kulinarik zu einer harmonischen Symphonie zusammenfinden.


Historischer Charme trifft auf Innovation

Einst diente das prunkvolle Gebäude der Orangerie dazu, die archäologischen Schätze des Unternehmers Körner zu präsentieren – Funde aus Kiesgruben und gar exotische Objekte einer 1904 unternommenen Ägyptenexpidition zierten die Räumlichkeiten. Im Laufe der Jahre wandelte sich der Ort: Vom privaten Gartensalon zum öffentlichen Park, der in den Nachkriegsjahren seinen Glanz verlor und dann in den 1970er-Jahren ein imponierendes Revival erlebte. Heute verbindet die Orangerie gekonnt ihren historischen Ursprung mit einem zeitgemäßen, fast schon avantgardistischen Lebensgefühl. Mit viel Feingefühl wurde der Charme vergangener Zeiten in ein modernes Konzept übersetzt, das einem Rendezvous zwischen Nostalgie und Innovation gleicht.


Wiedereröffnung mit Stil

Im Mai 2022 erlebte die Orangerie Neukölln ihr großes Comeback – ein Ereignis, das nicht nur Stammgäste, sondern auch neugierige Berliner:innen in den Kiez zog. Unter der kreativen Leitung von Simon Braus und Max Gerolstein, den Betreibern der einst beliebten Kreuzköllner Bar Schwelgerei, wurde das historische Gebäude behutsam restauriert und neu interpretiert. Dabei stand eines im Vordergrund: der Anspruch, Geschichte und Zeitgeist miteinander zu vereinen und dabei kulinarische Raffinessen hervorzubringen. Heute präsentiert sich die Orangerie als multifunktionaler Raum, der tagsüber als Café und Mittagslokal sowie wochenends und abends als Bar und Veranstaltungsort glänzt.


Das Ambiente: Genuss in jedem Detail

Schon beim Betreten der Orangerie spüren wir: Hier wird Wert auf ein stilvolles Ambiente gelegt: Hohe Decken, elegante, gewölbte Fenster und ein harmonisch abgestimmtes Farbkonzept verleihen dem Raum eine gemütliche Ästhetik. Das von Jacqueline Spiers entworfene Interieur kombiniert klassische Elemente – etwa die traditionellen Barhocker – mit auffälligen Akzenten: Neonrote Farbtupfer, runde Hängelampen und kunstvoll Werke an den Wänden schaffen ein Gesamtbild, das an die Seiten eines Lifestyle-Magazins erinnert. In dieser Umgebung wird unser Besuch zu einem besonderen Anlass, an dem wir bei Speis und Trank den Moment zelebrieren.


„ HIER WERDEN NICHT NUR UNSERE GAUMEN, SONDERN AUCH UNSERE AUGEN VERWÖHNT!“


Ein Mittagsmenü, das sich herrumspricht

Denkt man an Neukölln, stellt man sich schnell Döner-Spieße vor. Doch alles andere als Street-Food erwartet uns in der Orangerie. Unsere Mittagspause wird dort zu einem kulinarischen Wohlfühlmoment. Unter der Führung der begabten Chefköchin Finia Ulmer hat sich ein Konzept etabliert, das immer wieder aufs Neue überrascht.


Das wöchentliche Mittags-Special, das der Orangerie ihren ganz eigenen Charakter verleiht, hat sich unter den Szene-Foodies bereits als Gesprächsstoff etabliert. Nach kurzer Wartezeit bekommen wir eine samtige Blumenkohlsuppe, veredelt mit Estragonöl, knusprigen Brioche-Croutons und dazu hausgemachte Focaccia kredenzt – abgerundet wird das Ensemble durch einen frischen grünen Salat. Diese Kreation zeigt wie traditionelle Zutaten in neuem Licht glänzen können, wenn sie mit Kreativität und Liebe zum Detail kombiniert werden. Dabei wird Wert auf die Verwendung regionaler und saisonaler Produkte gelegt. Finias fein ausgearbeitetes Menü bietet uns während der kurzen Verschnaufpause nicht nur eine schnelle, sondern eine hochwertige Verpflegung der Extraklasse. Liest man das kleine Menü erkennt man: Hier steht die Freude am Kreieren eines durchdachten Speiseangebots im Vordergrund.


Ort zum Essen, zum Trinken und mehr

Die Orangerie Neukölln versteht sich nicht allein als ein Lokal, das exquisite Speisen und erlesene Getränke anbietet – abseits der Mittagsangebote verwandelt sich der Ort abends in eine stilvolle Bar, in der der lebendige Kiez bei ausgefallenen Cocktails und housigen Livesets spürbar wird. Hier finden Kunstausstellungen, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen statt, die das schöpferische Potenzial des Stadtteils widerspiegeln.


Dabei gilt: In der Orangerie zählt nicht nur der Geschmack, sondern vor allem die einzigartige Erfahrung. Unser Besuch wird zu einer wohlverdienten Auszeit, in der wir den hektischen Alltag vergessen und den Moment voll auskosten können. Diese Gelassenheit und das Gespür für das Schöne im Leben machen die Orangerie zu unserem Geheimtipp in einem Stadtteil, der immer wieder unterschätzt wird.

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